Seit 10 Jahren gibt es den Assistenzbeitrag. In der Schweiz leben aber gerade mal 10% der anspruchsberechtigten Menschen mit Behinderungen mit persönlicher Assistenz. Es fehlt unter anderem an flächendeckender Assistenz, an hindernisfreiem Wohnraum, an finanziellen Mitteln und an einer Strategie zur Deinstitutionalisierung. AGILE.CH und InVIEdual fordern die Umsetzung von Art. 19 der UNO-Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK).
Der Assistenzbeitrag ist eine Leistung der Invalidenversicherung (IV), die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen soll, ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen. Das ist gut so, und das haben AGILE.CH und InVIEdual mit zahlreichen Menschen mit Behinderungen am 2. Juli, anlässlich der Präsident*innenkonferenz von AGILE.CH, auch gebührend gefeiert.
Ungenügende Leistung
Der Assistenzbeitrag, so wie er heute umgesetzt wird, reicht aber nicht, um die unabhängige Lebensführung von Menschen mit Behinderungen und ihren Einbezug in die Gemeinschaft gemäss Artikel 19 der UNO-BRK sicherzustellen. Auch der UNO-BRK-Ausschuss hat dies bei der Überprüfung der Schweiz im März 2022 kritisiert.
Forderungen von AGILE.CH und InVIEdual
Es braucht flächendeckende, bedarfsgerechte Assistenz und zahlbare, hindernisfreie Wohnungen.
Die Schweiz braucht eine Strategie, um die Heimunterbringung aller Menschen mit Behinderungen – auch in kleinen Wohnheimen – zu beenden,
sowie Massnahmen mit finanziellen und personellen Ressourcen, um die Menschen beim Übergang ihres Lebens in einer Institution hin zum Leben in der Gemeinschaft zu unterstützen.
Administrative Hürden beim Zugang zum Assistenzbeitrag müssen abgebaut werden. Die Leistung muss zugänglicher und gemäss UNO-BRK ausgestaltet werden, damit mehr Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt leben können.
Angehörige müssen für ihre Hilfeleistungen über den Assistenzbeitrag bezahlt werden können. Schliesslich übernehmen sie einen erheblichen Teil der benötigten Unterstützung, oftmals zulasten ihrer beruflichen Tätigkeit.
Menschen mit Behinderungen und ihre Organisationen müssen in allen Belangen, die sie betreffen, miteinbezogen werden. Dazu gehört auch die Finanzierung ihrer Strukturen.
Teilnehmer*innen der AGILE.CH Präsident*innenkonferenz zum Thema Assistenzbeitrag © AGILE.CH/Mark Henley
AGILE.CH Präsident*innenkonferenz zum Thema Assistenzbeitrag. Podiumsdiskussion von Menschen mit Behinderungen über die Vorteile und Herausforderungen des Assistenzbeitrags im Alltag. © AGILE.CH/Mark Henley
AGILE.CH Präsident*innenkonferenz zum Thema Assistenzbeitrag. Enthüllung einer Gedenktafel im Kocherpark © AGILE.CH/Mark Henley
Kontakt:
Simone Leuenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin AGILE.CH
Geschäftsleiterin InVIEdual, Menschen mit Behinderungen stellen Assistent_innen an
079 311 32 44 / simone.leuenberger@agile.ch / www.agile.ch
Silvia Raemy, Bereichsleiterin Kommunikation
AGILE.CH Die Organisationen von Menschen mit Behinderungen
079 384 91 84 / silvia.raemy@agile.ch / www.agile.ch
AGILE.CH Die Organisationen von Menschen mit Behinderungen setzt sich seit 1951 für Inklusion, Gleichstellung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen ein. Der Dachverband vertritt die Interessen von 42 Mitgliedorganisationen im Sinn einer nationalen Behindertenpolitik. Die Mitgliedorganisationen repräsentieren Menschen aller Behinderungsgruppen und Angehörige und werden von Betroffenen geführt.
InVIEdual – Menschen mit Behinderungen stellen Assistent_innen an nimmt die Interessen wahr von Menschen mit Behinderungen, die mit Assistenz leben. Als Expert_innen in eigener Sache reden wir überall dort mit und werden einbezogen, wo es um Arbeitsverhältnisse und Arbeit von persönlicher Assistenz geht. Die Vereinsgründung ist eine Initiative von Menschen mit Behinderungen, die mit Assistenz leben und wird finanziell und personell unterstützt von AGILE.CH Die Organisationen von Menschen mit Behinderungen.
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